Welche Edelmetalle eignen sich in welcher Form zur Aufbewahrung in einem Schließfach?
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Ausgewählte Edelmetalle sind nach Ansicht vieler Finanzexperten in besonderem Maße zur Wertaufbewahrung geeignet. Einige nutzen die wertvollen Metalle zudem als Anlageobjekt. Weil sich die Wertentwicklung oft von anderen klassischen Produkten – wie Aktien, Immobilien, Kryptowährungen oder Rentenpapieren – unterscheidet, lassen sich so auch Depotschwankungen abfedern. Viele Käufer entscheiden sich dafür, Edelmetalle in physischer Form zu erwerben und in einem Schließfach aufzubewahren. Doch welche Vorteile bietet das und welche Edelmetalle und Formate eignen sich dafür am besten?
Folgende Fragen soll unser Artikel beantworten – ein kurzer Überblick:
- Warum sind Schließfächer für die Lagerung von Edelmetallen eine gute Wahl?
- Welche Edelmetalle eignen sich grundsätzlich für die Aufbewahrung in Schließfächern?
- Was ist bezüglich des zur Verfügung stehenden Platzes zu beachten?
- In welcher Form lassen sich Edelmetalle am besten in Schließfächern lagern?
- Warum sind Anlagemünzen und -barren in der Regel die beste Wahl?
- Wie können Sie von Steuervorteilen profitieren, die Edelmetalle bieten?
Darum ist ein Schließfach zur Aufbewahrung von Edelmetallen eine gute Option
Edelmetalle: Bereits der Name deutet darauf hin, dass es sich um Gegenstände von Wert handelt. Sie sind nicht nur selten, sondern weisen auch besondere Eigenschaften auf. Dadurch eignen sie sich nicht nur für industrielle Anwendungen, sondern auch zur Wertspeicherung. Dementsprechend begehrt sind Edelmetalle – leider auch bei Langfingern. Aus diesem Grund sollten Sie Ihr Eigentum an diesen wertvollen Metallen auch bestmöglich schützen.
Einige versuchen das, indem sie Edelmetalle daheim verstecken. Keine gute Idee: Denn auch das sicherste Versteck kann durch einen bloßen Zufall entdeckt werden. Etwas sicherer ist die Aufbewahrung im heimischen Tresor. Um einen wirksamen Schutz zu erreichen, sind jedoch hohe Investitionen erforderlich. Das bezieht sich nicht nur auf einen modernen Safe, sondern häufig auch auf eine umfassende Alarmanlage. Denn ohne einen hinreichenden Schutz bezahlen Hausratsversicherungen bei einem Diebstahl meistens nichts oder nur sehr wenig. Selbst nach kostspieligen technologischen Aufrüstungen versichern viele Gesellschaften nur relative geringe Mengen an Edelmetallen. Zudem erfolgt dann ein signifikanter Teil der Investitionen nicht in Edelmetalle, sondern in Sicherheitstechnik.
Im Vergleich dazu sind die Ausgaben für ein Schließfach relativ gering. Hier fällt nur eine überschaubare – in der Regel monatlich oder jährliche – Gebühr für die Miete an. Erste Anlaufstelle zur sicheren Aufbewahrung von Edelmetallen sind Unternehmen, die sich auf die sichere Lagerung von Wertgegenständen spezialisiert haben. Weil sie dieses für viele Kunden tun, rechnet sich auch aufwendige Sicherheitstechnik – anders als bei der Aufbewahrung daheim. Dadurch bleiben selbst Versicherungspolicen günstig. Gleichzeitig zählt hier die Lagerung von Wertgegenständen in Schließfächern und anderen Einrichtungen zum Kerngeschäft. Das unterscheidet diese Lagerspezialisten auch von Banken, für die die Schließfachvermietung oft nur eine von vielen Dienstleistungen darstellt.
Besonders Edelmetalle sind für die Lagerung in Schließfächern gut geeignet. Denn mit diesen wertvollen Metallen lässt sich viel Wert auf relativ geringem Raum und mit wenig Gewicht aufbewahren. Das passt perfekt zu Schließfächern, die in verschiedenen Größen erhältlich sind, wobei solche mit mehr Volumen und Höchstgewicht auch kostspieliger sind. Interessenten können so flexibel die Menge an Edelmetall und Schließfachgrösse aufeinander abstimmen. Das ermöglicht nicht nur eine sichere, sondern auch kosteneffiziente Lagerung.
Diese Edelmetalle kommen für die Schließfachlagerung infrage
Unter der Bezeichnung Edelmetalle lassen sich – je nach Klassifikation – acht verschiedene Metalle zusammenfassen, die chemisch stabil, korrosionsbeständig und selten sind. Dabei handelt es sich um:
- Gold
- Iridium
- Osmium
- Palladium
- Platin
- Rhodium
- Ruthenium
- Silber
Allerdings eignen sich nicht alle diese Edelmetalle gleichermaßen gut als Wertanlage. Iridium, Osmium, Rhodium und Ruthenium sind zwar sehr kostbar. Der Handel ist wegen ihrer Seltenheit aber so illiquid, dass es zu erheblichen Preisschwankungen kommt. Als Wertspeicher geeignet sind daher vor allem Gold, Silber, Palladium und Platin. Diese gelten deshalb auch als Edelmetalle im engeren bzw. ökonomischen Sinne. Sie haben – mit Ausnahme von Palladium – eine lange Tradition als Wertaufbewahrungsmittel. Dennoch gibt es auch zwischen diesen Anlagemetallen Unterschiede. Diese beziehen sich vor allem auf die Werthaltigkeit. Das wird bei einem Blick auf den ungefähren Wert pro Kilogramm deutlich:
- Silber: 988,64€
- Palladium: 28.724,76€
- Platin: 29.323,73€
- Gold: 89.869,70€
Stand: 25.03.2025
Diese Preise stellen natürlich nur eine Momentaufnahme dar und unterliegen Schwankungen. Dennoch verdeutlichen sie doch Tendenzen, die für Edelmetallkäufer relevant sind. Während es sich bei Silber um das günstigste Anlagemetall handelt, ist Gold mit Abstand das teuerste. Angenommen, Sie entscheiden sich dafür, das kleinste und günstigste Schließfach zu mieten. Dieses bietet in der Regel ein Fassungsvermögen von 15 Kilogramm. Dann können Sie hier zwar Gold für fast 1,35 Millionen Euro, jedoch nur Silber im Wert von gut 14.500 Euro lagern.
Natürlich könnten Sie sich für ein größeres Schließfach entscheiden. Allerdings steigt damit auch die Miete. Nur mit Silber allein dürften viele Edelmetalleigentümer also schnell an Gewichtsgrenzen stoßen, bei Gold hingegen betrifft das nur wenige. Wegen des relativ geringen Silberwerts empfiehlt es sich generell, dieses Metall nur in kleinen Mengen in Schließfächern zu lagern– es sei denn, der zur Verfügung stehende Platz wäre sonst ungenutzt. Aus Gründen der Diversifikation empfehlen Experten ohnehin eine Kombination von mehreren klassischen Anlageedelmetallen. Dabei genießt Gold sowohl historisch als auch aktuell immer noch die größte Bedeutung und ist unangefochten das Anlagemetall Nummer eins. Verglichen damit gelten die Weißmetalle Platin – und noch in einem größeren Maß – Palladium oft als Nischenprodukte. Dementsprechend hoch ist bei vielen Edelmetallsparern oft der (Wert-)Anteil von Gold im Depot.
In dieser Form lassen sich Edelmetalle am besten in Schließfächern aufbewahren
Nicht nur die Art, sondern auch die Form der Edelmetalle, die in einem Schließfach lagern sollen, ist wichtig. So ist es in der Regel nicht die beste Option, Schmuck aus Edelmetall hier unterzubringen oder überhaupt als Wertanlage zu nutzen. Denn dieser lässt sich einerseits meistens schlecht stapeln, sodass hier kostbarer Platz verloren geht. Zudem gibt es selbst bei hochwertigem Gold- und Platinschmuck oft Probleme mit der Liquidierbarkeit sowie Preisschwankungen. Sie mögen zwar den reinen Materialwert bei einem Kauf erhalten, aber nicht unbedingt den Aufpreis für die kunstvolle Verarbeitung. Denn hier spielen auch Trends eine Rolle, die schwer zu durchschauen sind.
Münzen sind besonders bei mittleren Kaufbeträgen eine bessere Option. Dabei sollten Sie sich nicht für irgendwelche Münzen, sondern für klassische Anlagemünzen – auch Bullionmünzen genannt – entscheiden. Das liegt nicht nur daran, dass Sondermünzen oft in aufwendigen Boxen verpackt sind. Diese verschwenden den knappen Schließfachplatz schon dadurch, dass sie ein Vielfaches des Münzvolumens einnehmen. Auch der Aufpreis zum reinen Materialwert fällt oft vergleichsweise hoch aus. Ob sich dieser bei einem Verkauf zeitnah realisieren lässt, ist oft fraglich. Die verbreiteten Anlagemünzen können Eigentümer bei Bedarf hingegen problemlos, schnell und ohne derartige Abschläge verkaufen. Zu den beliebtesten Bullionmünzen, die sich für die Schließfachlagerung eignen, zählen unter anderem:
- American Egale
- Australian Kangaroo
- Britannia
- Krügerrand
- Maple Leaf
- Wiener Philharmoniker
Besonders für größere Kaufsummen empfehlen sich auch Barren aus Edelmetall. Diese lassen sich in den quaderförmigen Schließfächern besonders gut stapeln. Eine derartige Art der Aufbewahrung ist dementsprechend effizient und verschenkt wenig Platz. Achten Sie dabei auf Produkte von führenden Herstellern. Bekannte Edelmetallaffinerien sind etwa:
- AGOSI
- Argor Heraeus
- Heraeus
- Heimerle + Meule
- PAMP Suisse
- Umicore
- Valcambi
Als Orientierung und Qualitätsmerkmal kann auch eine Zertifizierung durch die renommierte London Bullion Market Association (LBMA) dienen.
Diese Edelmetallstückelungen sind ideal, um Edelmetall im Schließfach zu lagern
Relevant bei Münzen und Barren ist auch die Stückelung. Im Allgemeinen ist der Aufpreis zum reinen Edelmetallwert umso grösser, je kleiner und leichter die Barren und Münzen sind. Seltene Ausnahmen bilden fast nur übergroße Ausführungen im XL-Format. Allerdings bieten kleinere Exemplare den Vorteil, dass sich Teile des Edelmetallvorrats bei Bedarf flexibel verkaufen lassen. Hier gilt es also, auf Basis individueller (Liquiditäts-)Bedürfnisse die optimale Stückelung zu finden. Wer einen vorzeitigen Teilverkauf gar nicht erwägt, ist mit großen Standardformaten am besten bedient.
Die am stärksten verbreitete Größe für Bullionmünzen liegt fast durchweg bei einer Feinunze, also rund 31,1 Gramm. Bei Barren sind für Privatleute je nach Wertigkeit des Edelmetalls und Budget unterschiedliche Größen beliebt. Im Fall von Silber sind das je nach Budget oft Barren zu 500, 1000 oder 5.000 und bei Gold solche zu 50, 100 oder 250 Gramm. Sogenannte Standardbarren kommen für Privatleute hingegen nicht infrage. Diese wiegen bei Silber 1.000 und bei Gold 400 Unzen. Ein Standardbarren Silber ist mit 31 Kilogramm also zu schwer für viele Schließfächer und ein Standardbarren Gold mit einem Wert von mehr als eine Million Euro zu kostspielig. Zudem gibt es bei Standardbarren größere Abweichungen zum Normgewicht, was dazu führt, dass jeder Standardbarren ein anderes Gewicht hat.
Die steuerliche Sonderstellung von Edelmetallen
Gold spielt als Anlagemetall eine überragende Rolle. Das hat auch steuerliche Gründe. Denn das glänzende Edelmetall ist in vielen Ländern der Welt steuerlich privilegiert. So fällt nicht nur in Deutschland, sondern auch in der ganzen Europäischen Union sowie in der Schweiz keine Mehrwertsteuer beim Kauf von Anlagegold an. Dadurch erhalten Käufer für eine bestimmte Anlagesumme also mehr Gold oder sparen für eine fixe Goldmenge bares Geld. Angesichts eines Mehrwertsteuersatzes von 19 Prozent in Deutschland, 20 Prozent in Österreich und sogar 27 Prozent in Ungarn lässt sich so viel Geld sparen. In der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein beträgt sie immerhin noch 8,1 Prozent.
Allerdings gilt die Mehrwertsteuerbefreiung nicht für Gold allgemein, sondern nur für Anlagegold. Dieses muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Vorgeschrieben ist hier beispielsweise nicht nur die Form – vor allem Münzen sowie gegossene oder gestanzte Barren – sondern auch ein aufgeprägter Mindestfeingehalt. Bei Münzen existieren noch diverse Zusatzbedingungen. Diese erfüllen aber alle klassischen Anlagemünzen, sodass der typische Käufer gut beraten ist, sich auf diese Klassiker zu beschränken und Exoten eher zu meiden. Wenn Sie als Ausländer Anlagegold in die Schweiz exportieren, entfällt übrigens die obligatorische Einfuhrsteuer.
Eine ähnliche Steuerbefreiung existiert für Silber, Platin und Palladium nicht. Auch deshalb gilt Gold wahrscheinlich als das beliebteste Anlageedelmetall. Allerdings gibt es für clevere Sparer auch bei diesen Weißmetallen eine Möglichkeit, Steuern legal zu vermeiden. Dazu genügt es, wenn diese in einem Zollfreilager bzw. in einem Offenen Zolllager verwahrt werden. Steuern fallen hier nämlich erst dann an, wenn die Edelmetalle aus dieser Einrichtung entnommen werden. Aber selbst das lässt sich durch den Kauf bzw. Verkauf innerhalb eines Offenen Zolllagers oder Zollfreilagers vermeiden. Erfolgt der Export der Edelmetalle aus dem Zollfreilager, fällt die Mehrwertsteuer des jeweiligen Ziellandes an. Der Nachteil bei Zollfreilagern ist, dass in diesen, aufgrund rechtlicher Beschränkungen, keine Schließfächer angeboten werden.
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte bezüglich geeigneter Edelmetalle zur Lagerung in Schließfächern:
- Die Aufbewahrung von Edelmetall im Schließfach ist kosteneffizient und bietet bei professionellen Lagerunternehmen ein hohes Maß an Sicherheit.
- Für die Lagerung im Schließfach eignet sich vor allem Gold - mit Abstrichen und zur Diversifikation aber auch Silber, Platin und Palladium, wobei hier die anfallende Mehrwertsteuer zu beachten ist.
- Anlagemünzen und -barren renommierter Emittenten sind für Käufer dabei die beste Option.
- Da der Aufpreis zum Materialwert tendenziell bei kleineren Münzen und Barren steigt, sollten Käufer nicht zu kleine Exemplare wählen, gleichzeitig bei der Wahl der Stückelung aber auch ihren individuellen Liquiditätsbedürfnissen Rechnung tragen.
- Anlagegold ist durch die Befreiung von der Mehrwert- und Einfuhrsteuer besonders attraktiv.
- Bei der Aufbewahrung in Offenen Zolllagern oder Zollfreilagern lassen sich aber auch bei Silber, Palladium und Platin Steuern legal vermeiden.
Veröffentlicht: 2. April 2025
Aktualisiert: 13. April 2025